Mittwoch, 21. Oktober 2015

Eine gelassene Haltung




Ein Bauer lebt zufrieden in einem Dorf. Seine Nachbarn beneiden ihn, weil er als einziger ein Pferd besitzt, das ihm bei der Arbeit hilft.
„Du hast es gut.“ Sagen sie oft zu ihm.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Antwortet er.
Eines Morgens geht er zur Weide und muss feststellen, dass das Pferd verschwunden ist.
„Da hast du aber Pech.“ Schütteln die Nachbarn bedauernd den Kopf.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Antwortet er wieder.
Nach drei Tagen sieht der Bauer morgens am Horizont eine Staubwolke näher kommen. Sein Pferd kommt heran galoppiert, gemeinsam mit vier Stuten.
„Du hast aber Glück. Jetzt hast du nicht nur ein Pferd, sondern sogar fünf Pferde.“ Die Nachbarn schauen neidisch zu ihm herüber.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Ist das einzige, was er erwidert.
Nach einiger Zeit geschieht ein großes Unglück. Sein Sohn fällt auf dem Acker in einen Abgrund und bricht sich beide Beine.
„So ein Pech. Jetzt kann dir dein Sohn gar nicht mehr helfen, und du musst alles alleine machen.“ Alle sind sich einig, dass das ein wirklich schwerer Schicksalsschlag ist.
„Für irgendwas wird’s gut sein.“ Mehr sagt der Bauer nicht.
Dann verändert sich die Stimmung im Land, die Armee wird mobil gemacht. Alle jungen Männer werden ins Heer eingezogen und müssen in den Krieg ziehen. Alle im Dorf sind tief betrübt.
„Was hast du doch für ein Glück, dein Sohn muss nicht in den Krieg ziehen.“ Viele junge Männer kommen nicht wieder. Die Nachbarn, deren Söhne im Krieg gefallen sind, schauen den Bauern verzweifelt und böse an. „Das ist nicht gerecht.“
Auch jetzt sagt der Bauer nur. „Für irgendwas wird’s gut sein.“

Eine wahrhaft yogische Haltung. Es gibt viele Dinge in unserem Leben, die wir in die Hand nehmen und ändern und verbessern können. Es gibt aber auch vieles, das wir nicht ändern können. In solchen Situationen hilft diese innere Haltung. Ich erlebe sie auf meiner Yogamatte :)


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